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Fotobuchlust und -frust

Die schönste Art in Erinnerungen zu schwelgen: das Fotobuch

Immer wenn die Tage kurz geworden sind und Weihnachten vor der Tür steht, beginnt bei mir die jährliche Fotobuch-Produktion. Hier zahlt es sich aus, dass ich über das Jahr hinweg meine Fotos stets fleißig (aus-) sortiert und bewertet habe, so dass die Auswahl von Fotos wenig Mühe bereitet. Ganz im Gegenteil macht dieser Teil der Arbeit richtig viel Spaß, weil er doch viele schöne Erinnerungen abrufen kann. Die Ernüchterung kommt aber schnell, sobald ich mit dem Layout beginne ...

Ansprechendes Ergebnis, zeitintensive Erstellung:
JPEG Fotobuch mit Lightroom
Die letzten drei Jahre hatte ich hauptsächlich das in Lightroom integrierte Fotobuch Modul genutzt. Leider hat das neue Lightroom 6 keinerlei Verbesserungen erfahren. Zwar habe ich für mich noch ein paar Schmankerl in LR5 wie das Anlegen von Benutzerseiten oder Zoomen innerhalb von Bilderrahmen entdecken können, aber echte Freude will dennoch nicht aufkommen. Dazu sind die Layout Möglichkeiten in Lightroom zu eingeschränkt, die Auswahl an Templates zu gering, mein Arbeitsfluss zu langsam. Dafür entschädigt aber das Ergebnis, zumal als JPEG Buch es im Grunde mit jedem beliebigen Fotobuch Anbieter gedruckt werden kann (Wie das geht, hatte ich vor zwei Jahren in diesem Artikel beschrieben). Und diese Variante ist auch zukunftssicher, d.h. das Ergebnis kann ich auch in Jahren erneut drucken lassen.

Anfang Dezember habe ich mir einige Alternativen angeschaut, die von Fotobuch Druckereien als Speziallösungen angeboten werden. Im Blick hatte ich die Windows-Programme von FujiDirekt und Saal Digital, da diese meine favorisierten Ausbelichter der Vergangenheit waren. Dazu wollte ich mir auch einmal den Marktführer CeWe im Vergleich anschauen. Ich benötige dabei keinen "Schnick-Schnack", keine verschnörkelten Bilderrahmen oder poppig bunte Designs. Mein einziger Anspruch ist es, möglichst effizient (also schnell) eine freie Anzahl von Fotos bündig und mit äquidistanten Abständen auf einer quadratischen Seite unterzubringen. Dabei noch ein paar unterschiedliche Layout Vorschläge. Fertig ist das Buch. Klingt eigentlich einfach, oder? Um es vorweg zu nehmen: Saal und CeWe sind dieses Jahr recht schnell aus meiner Wahl herausgefallen, meinen Schwerpunkt der Bearbeitung habe ich auf die FujiDirekt Bestellsoftware gelegt, auch wenn ich heute mit meiner Entscheidung nicht mehr so sicher bin.

FujiDirekt ist zur Weihnachtszeit mit einem 40% Rabatt auf alle Fotobücher preislich attraktiv. In den letzten Jahren habe ich immer hier bestellt, auch wenn ich mit Lightroom die Bücher gestaltet hatte (siehe oben).  Neben der sehr guten Foto-Qualität mag ich besonders die Leporello-Bindung, bei der die gegenüberliegenden Seiten des aufgeschlagenen Buch völlig plan liegen. Top-Qualität und flache Bindung bietet übrigens nach meinen Erfahrungen auch Saal Digital an.

Die Fuji Software hat sich in den letzten Jahren leider scheinbar nicht weiterentwickelt. Die große Stärke ist hier in meinen Augen die Smart-Page Option, die das Layout einer Seite automatisch an eine Anzahl von Fotos anpasst. Gefällt ein Layout nicht, können alternative Vorschläge durchlaufen werden.
Ungenaue Abstände und Ausrichtung in der FujiDirekt Software
An sich ist dies ein gutes Vorgehen, um fix eine variable Anzahl von Fotos auf die Seite zu bringen. Nur im Detail hapert es dann und erfordert manuelle Nacharbeit. Zum einen fehlt die Möglichkeit, paarweise Fotos auf der Seite gezielt gegeneinander zu tauschen. Dazu muss das Smart Layout für die Seite deaktiviert werden und die Fotos dann erneut per Drag and Drop in die vorhandenen Rahmen gezogen werden. Auch sind die vorgeschlagenen Rahmen beim quadratischen Buch oft nicht in den originären Seitenverhältnissen wie die Fotovorlagen, so dass die Fotos zwangsweise beschnitten werden (allerdings kann der Inhalt im Rahmen verschoben und gezoomt werden). Was aber richtig schlimm ist: die Fotorahmen der vorgegebenen Layouts sind nicht immer bündig zueinander ausgerichtet, sondern manchmal leicht verschoben. Auch stimmen die horizontalen und vertikalen Abstände oft nicht exakt überein. Dies gilt übrigens auch für die Layout-Vorschläge bei ausgeschalteter Smart Page Funktion.

Im Ansatz gefällt mir die FujiDirekt Software wirklich gut, da sie ein schnelles Arbeiten ermöglicht und die Benutzerführung aufgeräumt und wenig komplex daher kommt. In weniger als zwei Stunden hatte ich so ein Buch fertig gestellt (wobei die Bilderauswahl vorher in Lightroom erledigt wurde). Dies empfinde ich als sehr wichtig für ein Programm, dass nur wenige Male im Jahr genutzt wird. Aber am Ende disqualifiziert sich FujiDirekt leider durch die Ungenauigkeiten bei den vorgegebenen Layouts, was ich für mich aber erst nach Vollendung des dritten Buches resümiert habe. Schade.

Das ausbelichtete Ergebnis von FujiDirekt gefällt - sofern die Layout Fehler nicht stören

Mit der Saal Software habe ich dieses Jahr kein Buch fertigstellen können, weil ich den initialen Aufwand für die Layouts gescheut habe. Es gibt hier leider keine Assistenz Funktion für eine einzelne Seite wie die Smart Page Funktion bei FujiDirekt - oder ich habe sie nicht gefunden. Die Auswahl von einfachen, formalen Layouts ist viel zu klein, ich hätte zunächst eigene Layouts anlegen müssen. Wirklich Schade, weil ich Saal Digital sonst gerne für Fotoabzüge, Wandbilder und Kalender nutze.

Das Layouten mit "Mein CeWe Fotobuch" geht im Vergleich besser von der Hand, auch wenn ich mich mit dem Programm nur 20 Minuten beschäftigt habe. Manchmal stimmt einfach die Chemie beim Erstkontakt nicht. Die Benutzeroberfläche wirkt auf mich sehr altbacken dabei funktional ein wenig überfrachtet. Es gibt eine Reihe von fertigen Layouts, sortiert nach Art (großflächig, locker verteilt usw.) sowie Anzahl der Fotos pro Seite. Auch gibt es eine Funktion zum Durchlaufen alternativer Layoutvorschläge, ähnlich der Smart Page Funktion. Diese wirkt dann aber auf die Doppelseite, verstehe wer will. Insgesamt hat CeWe sicher eine zweite Chance verdient, diesmal habe ich es aber noch nicht für die Produktion eines Buches genutzt.

Die CeWe Oberfläche hat mich beim Erstkontakt ein wenig verschreckt - verdient aber eine zweite Chance 

Was leider allen Programmen zu fehlen scheint, ist die Möglichkeit zum Export der Seiten in einem neutralen Format (oder ich habe die Funktion nicht gefunden). In Lightroom kann ich ein Fotobuch als PDF oder JPEG Projekt anlegen und speichern. Dies ermöglicht es mir, auch noch in vielen Jahren ein Buch erneut drucken zu können, egal über welchen Anbieter. Und jedes Mal, wenn meine Kinder die bisher hergestellten Familienbücher zur Hand nehmen und durchblättern, denke ich, dass diese Tage näher rücken könnten.

Fazit? Erstaunlich, wie wenig mich die Programme zufrieden stellen. Bisher war FujiDirekt mein Favorit, wenn ein Buch möglichst schnell produziert werden sollte. Aber die Fehler im fertigen Layout machen (mir) doch schlechte Laune. Wenn nur ein Anbieter zumindest nach der Bestellung das Buch als PDF zum Download in ausreichender Qualität (und nicht nur zur Vorschau) anbieten würde, könnte ich so manch anderen Schnitzer in der Software verzeihen. So werde ich aber wahrscheinlich zumindest bei den wichtigen Familienalben in Zukunft wieder manuell mit Lightroom layouten, um das Ergebnis als JPEG oder PDF für die Zukunft konservieren zu können ... und mir nächstes Jahr natürlich wieder voll Hoffnung andere Programme anschauen. Mit Pixum, Fotokasten, Whitewall uvm. gibt es noch genug Auswahl zum Testen. Oder doch einfach mal InDesign ausprobieren?

Kommentare

  1. Fuji hat es tatsächlich fertig gebracht die seit Jahren nicht weiterentwickelte Mac Software einzustampfen. Leider haben die immer noch die besten Rabattaktionen

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  2. Hab ebenfalls viele Fotobücher getestet - mein Favorit: http://www.fotobook.de/Fotobuch/Fotobuecher/hdbook_Canon/
    (da stimmen Farben, Schärfe, Verarbeitung und es ist der einzige Anbieter mit Digitaldruck, der sehr nah an der belichteten Qualität ist und zudem noch flach liegende aber zugleich gut blätterbare Seiten hat)

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