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Nachfolger gesucht: aktuelle Edelkompakte von Samsung und Panasonic im Vergleich

Mit hoher Lichtstärke gelingen
auch solche Fotos aus der Hand
Pünktlich zur Photokina 2012 haben Samsung und Panasonic die Nachfolger ihrer "Edelkompakten" EX1 bzw. LX5 auf den Markt geworfen. Ich selbst nutze gerne seit letztem Jahr als Zweitkamera die Lumix LX5 für unterwegs, wenn die DSLR einmal nicht dabei sein soll oder kann. Die neuen Modelle bieten lichtstärkere Optiken ab Blende F1,4 sowie aktualisierte CMOS Sensoren, die besseres Rauschverhalten und höhere Video Auflösungen ermöglichen sollen.

Die Lumix LX5 ist eine sehr feine Kamera, aber es gibt doch ein paar Kleinigkeiten, die mich stören. Das Rauschverhalten finde ich bis ISO 400 in Ordnung, im Notfall geht auch ISO 800. Das Display mit 460K Pixeln löst nicht besonders fein auf und ist bei Sonneneinstrahlung schwierig abzulesen. Die maximale Video-Auflösung beträgt nicht mehr zeitgemäße 1280x720 Punkte. Also habe ich mir kurzentschlossen die Samsung EX2F sowie den LX5-Nachfolger Panasonic Lumix LX7 am Wochenende genauer angeschaut. Natürlich kann (und will) ich hier keinen fundierten Testbericht abliefern, aber ich kann ein paar persönliche Eindrücke und Bewertungen liefern.

Die alte Lumix LX5 im Vergleich zur LX7 und der Samsung EX2F
Der Blick von oben zeigt die Größenunterschiede: LX5, LX7, EX2F
Die EX2F (links) hat ein bewegliches Display, ist aber auch die Größte im Vergleich 

Der Herausforderer: die Samsung EX2F


Die Samsung EX2F tritt die Nachfolge zur EX1 an, die derzeit noch zu einem sehr attraktiven Preis um die 220 EUR angeboten wird. Ihre offensichtliche Schwäche ist die Video-Leistung bei bescheidenen 640x400 Pixeln. Die Ausstattungsliste der neuen Samsung ist beeindruckend. Neben der Anfangslichtstärke von F1,4 sind das klappbare OLED Display sowie die WLAN Eigenschaften marketing-wirksame Merkmale. Letztere erlauben bspw. den Upload von Bildern zu Facebook oder Picasa, oder einfach das kabellose Überspielen der Fotos. Ich persönlich finde die Wifi Merkmale nicht so spannend, zumal mobil erst einmal ein WLAN verfügbar sein muss (bzw. über Hotspot selbst aufgebaut werden muss), so dass ich mir diese Funktionen auch nicht genauer angeschaut habe.

Das Gehäuse fühlt sich sehr wertig an, der Griff ist für meine Hände sehr gut ausgeformt und komplett gummiert. Allerdings ist die Kamera größer und schwerer als ich erwartet habe. Im Gegensatz zur LX5 ist sie nicht mehr geeignet für meine Hosentaschen. In Ordnung, wenn ich ehrlich bin, sieht das bei der LX5 auch bereits komisch aus, aber es geht irgendwie. Mit der Samsung geht es definitiv nicht mehr.
Bei den Bedienungselementen sehe ich Licht und Schatten. Das Steuerkreuz hat ein zusätzliches Drehelement, das gefällt mir. Im Griff ist ein Wahlrad für Blende usw. integriert, das sich sehr gut anfühlt, aber auch versehentlich beim Zugreifen der Kamera verstellt werden kann (zumindest ist das meiner Frau beim ersten Kontakt passiert). Die Tasten wackeln ein klein wenig und wirken im Vergleich zu den Metall-Tasten der Lumix Modelle weniger wertig. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau. Sehr gut finde ich die beiden Drehräder auf der Oberseite für Programm- und Auslösefunktionen, die sich sehr satt einstellen lassen. Den Ein-Aus-Schalter als Taster und seine mittige Positionierung oben dagegen finde ich wiederum nicht optimal gelöst. Für mich wichtige Funktionen wie Autofokus Modus oder ISO Einstellung müssen etwas umständlich per Menu aufgerufen werden. Zwar gibt es ein Fn Menu für den Schnellzugriff, das sehr übersichtlich und grafisch ansprechend aufbereitet ist. Dennoch sind immer zwei Tastendrücke mehr notwendig (Fn + Auswahl der Funktion) als bei dedizierten Tasten wie bei den Lumix Modellen, die somit eine schnellere Bedienung ermöglichen.

Das OLED Klappdisplay ist eigentlich die Motivation gewesen, warum ich mir die Samsung als Alternative zur LX5 anschauen wollte. Das Display ist sicher gut, ich kann aber jetzt nicht behaupten, dass ich die Anzeige der LX7 oder meiner PENTAX K5 weniger gut finde. Auch konnte ich  keinen Vorteil bei direktem Sonnenlicht feststellen. Der Klapp-Mechanismus ist sicher sehr nützlich, wird aber wohl auch dafür verantwortlich sein, dass die Kamera etwas mehr aufträgt als die Lumix Modelle. Dafür kann man mit der Samsung auch bequem in Boden- oder Über-Kopf-Position filmen und fotografieren.

Im Sonnenlicht subjektiv kein Vorteil des Samsung OLED feststellbar
Eine Sache hat mich an der EX2F richtig gestört: Die Kamera blockiert beim Speichern. Dies ist mir besonders bei gleichzeitigem Speichern von RAW+JPEG aufgefallen, ich konnte das aber auch bei nur JPEG nachstellen. Während des Speicherns (Kontrollleuchte blinkt) ist es nicht möglich, Fn oder das Menu aufzurufen, um Kameraeinstellungen für die nächste Aufnbahme vorzunehmen. Erst nach dem Speichern funktionierten die Tasten wieder. Bei den Lumix Modellen habe ich dies sofort nachgetestet und konnte kein Blockieren feststellen. Hier sollte Samsung auf jeden Fall nachbessern, und das Speichern im Hintergrund durchführen (vielleicht über ein Firmware Update?).

Andere kleine Punkte, der mir unangenehm aufgefallen sind: die Kamera zeigt beim Zoomen nur den Vergrößerungsfaktor, nicht aber die Brennweite an. Falls dies konfigurierbar ist, habe ich das noch nicht in den Menus gefunden. Die Blendenzahl orientiert sich nicht an den "klassischen" Werten wie 4 oder 5,6. Abhängig von der Brennweite werden andere diskrete Werte angezeigt (wie eben z.B. 5.5), was ich persönlich irritierend finde.

Panasonics neue Edelkompakte: Lumix LX7


Die LX7 ist ein wenig größer als die LX5, wirkt aber noch ein wenig kompakter als die Samsung. Panasonic hat viele Dinge im Detail verbessert, aber auch zwei Dinge geändert, die ich beim Vorgänger definitiv besser gelöst fand:  Zum einen ist der Griff weniger gummiert und ausgeprägt, so dass meine Fingerspitzen sofort vorne neben dem Griff Abdrücke auf dem schwarzen Metallgehäuse hinterlassen, sobald ich die Kamera zur Hand nehme. Zum anderen ist der Objektivdeckel viel kleiner als bei der LX5 ausgefallen und  im Tubus eingelassen. Dadurch ist das Auf- und Abnehmen des Deckels fummeliger als früher. Ansonsten wirkt das Gehäuse wie gewohnt wertig.

Hervorragend finde ich die Bedienung der Lumix. Für alle wichtigen Funktionen wie ISO, Autofokus, Formatwahl gibt es eigene Bedienelemente. Die Tasten sind aus Metall. Es gibt wie bei der Samsung einen ND-Filter, die Lumix hat dafür aber einen eigenen Schalter. Über den gleichen Schalter kann durch Rechts-Links-Bewegung die manuelle Fokussierung vorgenommen werden. Abhängig von Blende und Entfernung gibt die LX7 in einem Balkendiagramm die Schärfentiefe (Von-Bis-Entfernung) an. Leider gibt es kein Fokus-Peaking. Warum nun manche Belegungen im Vergleich zur LX5 geändert wurden (bspw. Q-Menu und Display vertauscht), bleibt wohl das Geheimnis von Panasonic. Aber Pentax macht dies mit den neuen DSLR Modellen ja auch, und ich frag mich warum.

Freistellung mit einer Kompakten? Works for me (LX7 F 1,4)
Ein Highlight derLX7 für mich: der Blendenring direkt am Objektiv. Ich hatte im Vorfeld bereits darüber gelesen, aber ich konnte mir nicht recht vorstellen, ob dies wirklich Vorteile bringt. Jetzt finde ich dieses Bedienelement einfach nur schön. Zumal bei einer Anfangsblende von 1,4 bei 24mm bzw. 2,3 bei 90mm sich das Fotografieren in Zeitautomatik mit Blendenvorwahl auch lohnt, sogar ein leichtes Potential zum Freistellen ist möglich (wenn auch nicht vergleichbar Kameras mit größeren Sensoren).  Im übrigen ist die Lumix LX7 auch etwas lichtstärker bei mehr Tele-Brennweite als die Samsung-Konkurrenz EX2F. Da die Blende abhängig ist von der Brennweite, ist bei Tele-Stellung des Objektiv der Blendenring bei den ersten Einstellungen immer 2,3, ändert sich also nicht bei Rastung zwischen 1,4 - 2,3. Das finde ich aber konsequent und nicht störend. Ob der Blendenring jetzt ergonomisch der Weisheit letzter Schluss ist, kann ich gar nicht abschließend beurteilen, zumal die Verstellung immer die zweite Hand zur Bedienung erfordert. Aber er fühlt sich gut an, mit schöner Rastung beim Verstellen.

Die Anzeigen und Menüs wurden bei der neuen Lumix optisch modernisiert. Sieht für meine Begriffe sehr hübsch aus. Die Menüs sind in Aufnahme, Wiedergabe, Einstellungen geteilt, so dass bspw. bei Aufnahme sich alle Einstellungen über sehr viele Seiten verteilen. Über den Zoom-Regler können die Seiten nun direkt angesprungen werden, ein kleines Detail, das die Bedienung aber arg beschleunigen kann. Allerdings wird man selten in Verlegenheit kommen, im täglichen Gebrauch tief in die Menüs einzutauchen, da es für alle wichtigen Dinge eigene Bedienelemente gibt.

Das Display löst im Vergleich zum Vorgänger doppelt so hoch auf. Texte werden nun ohne Treppen dargestellt. Die Darstellung ist sehr gut, im Sonnenlicht konnte ich die Anzeige nicht schlechter ablesen als bei der Samsung EX2F mit ihrem OLED Display. Dafür ist bei der Lumix die Anzeige fix verbaut. Merklich verbessert haben sich die Ansprechverhalten und Autofokus. Ein Kritikpunkt der Lumix LX5, das klapprige Batteriefach, wurde leider nicht verbessert.

Bildqualität im Vergleich


Letztendlich geht es immer um die Bildqualität. Eine Kamera kann von Design und Bedienung noch so gut sein, am Ende entscheiden die Aufnahmen. Hemdsärmlig habe auf die Schnelle ein paar Testaufnahmen von Stativ aus gemacht, dabei mit Blende und ISO Werten gespielt. Die Bilder wurden im Raw Format aufgenommen und in Lightroom 4.2 RC importiert. Seltsamerweise wurden beim Samsung Modell die Brennweite nicht übernommen und bei Video-Dateien die falsche Jahreszahl (1946) beim Datum gewählt. Eventuell liegt das aber ein einer mangelhaften Unterstützung in Lightroom, die EX2F ist auch noch nicht auf der Liste der unterstützten Kameras von Lightroom.

LX7 vs LX5 bei ISO 800
LX7 vs LX5 bei ISO 1600
In Lightroom habe ich die Bilder mit vergleichbaren Aufnahmeparametern (Blende, ISO) gegenübergestellt. Bei einigen Fotos bei Sonnenschein musste ich den ND Filter zuschalten, um nicht überzubelichten. Die Optik der Lumix erscheint mir zumindest bei Weitwinkel und mittlerer Brennweite ein wenig schärfer. In Telestellung fand ich die Aufnahmen der Samsung subjektiv schärfer. Natürlich ist das eine sehr laienhafte Einschätzung, und insofern wird ein Pixel-Peeping den Kameras nicht gerecht, wenn Fehler bei der Aufnahme nicht ausgeschlossen werden können. Hier verweise ich mal auf aussagekräftigere Testseiten wie DPreview oder photographyblog.com. Was das Rauschverhalten betrifft, sehe ich beide subjektiv etwa gleich auf, vielleicht mir Vorteilen für die Samsung. Die Beispiele hier im Blog von der LX7 sind leider ein wenig unscharf geworden, aber es sollte ja um die Wertung des Bildrauschens gehen (Ggf. wiederhole ich die Aufnahmen noch einmal). Insgesamt sind beide neuen Modelle aber aus meiner Sicht mindestens 1 LW "besser" als die Lumix LX5 mit CCD Sensor.
LX7 und EX2F bei ISO 3200
Die Offenblende von 1,4 bietet zusätzlich 1 LW Spielraum, so dass in schwierigen Lichtsituationen mit beiden Kameras einfacher zu meistern sind, als mit dem älteren Lumix-Modell. Allerdings wirken Fotos bei offener Blende mit allen Kameras ein wenig weich, abblenden um 1 bis 2 Blendenstufen steigert deutlich den subjektiven Schärfeeindruck. Natürlich kann man bei so kleinen Sensoren keine großen Wunder zur Freistellung von Motiven erwarten, aber ein wenig mehr ist schon möglich im Vergleich zu den Vorgänger Modellen. Ein schöner Vergleich der Sensorgrößen und Tabelle der vergleichbaren Blendenwerte in Kleinbild-Format bei Edelkompakten ist im Preview zur LX7 bei DPreview nachzulesen.

Den ND Filter habe ich tatsächlich bei den Testaufnahmen benötigt, da bei Blende 1,4 die kürzeste Verschlußzeit bei Sonnenschein erreicht wurde. Dabei war es bei der LX7 sehr hilfreich, dass sie für den ND Filter eine eigene Taste aufweist und nicht, wie bei der Samsung EX2F der Umweg über das Fn Menü gegangen werden mußte. Allerdings muss ich allgemein eingestehen, dass in der Vergangenheit mein persönlicher Bedarf für Blende 1,4 bei Sonnenlicht und Weitwinkel sehr gering war.

Crop-Vergleich Lumix LX7 und Samsung EX2F im Zentrum
Crop-Vergleich Lumix LX7 und Samsung EX2F Randbereich
LR4.2RC unterstützt das Raw Format der LX7, bisher ohne Objektivkorrektur

Und nun?


Die Updates der Edelkompakten von Samsung und Panasonic haben sicher keine Revolution gebracht, zumal die Sensoren nicht vergrößert wurden (im Falle der LX7 sogar leicht verkleinert) und aus meiner Sicht keine signifikante Steigerung der Bildqualität erreicht wurde. Aber sie haben ihre Vorgänger in vielen Details verbessert, insbesondere bei der Lichtstärke und Videofunktion. Die Lumix profitiert insbesondere vom höher auflösenden Display, die Samsung toppt das noch mit dem Klapp-Mechanismus.

Natürlich hab ich mir in der kurzen Zeit nicht alles anschauen können. Nur sehr kurz habe ich mir Sonderfunktionen wie Panorama, HDR oder die Vielzahl digitaler Filter angesehen. Diese sind für mich auch nicht entscheidend. Wichtiger finde ich die Raw-Format Unterstützung, die Bildbearbeitung erledige ich dann lieber am Rechner. Auch nicht getestet habe ich die internen Blitzgeräte der Kameras.

Mein Fazit? Was die Bildqualität anbelangt, sind meiner Meinung nach die Samsung und die neuere Lumix auf Augenhöhe. Gegenüber der alten Lumix LX5 sind zumindest 2 LW mehr Spielraum für die Bildgestaltung bei vergleichbarer Bildqualität drin. Was meiner Meinung nach die Lumix ein wenig besser macht als die Samsung, ist die Bedienung sowie das etwas kompaktere Gehäuse. Beides Kriterien, die ich sehr wichtig finde. Die Samsung profitiert dagegen von ihrem beweglichen Display.

Meine alte Lumix LX5 und wohl auch ein Pentax-Objektiv suchen wohl demnächst einen Käufer, um eine neuere Edelkompakte zu finanzieren. Gut sieht es für die LX7 aus, aber da gibt es ja noch einen Herausforderer, der eine überragende Bildqualität im Segment verspricht, nämlich die Sony RX100 mit großem Sensor und 20 MP Auflösung. Aber das wird sicher ein anderer Blog Post ...


Links auf Tests mit Beispielbildern:
Test Lumix LX7 bei digitalkamera.de
Test Lumix LX5 bei digitalkamera.de
Kurztest Samsung EX2F bei techradar.com

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