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PENTAX K-1 in der Rückschau - Mein Fazit

Einträchtig im Grünen: die "vollformatige" K-1 und die K-5IIs als Vertreter der vielen PENTAX APS-C Modelle

Nachdem ich die PENTAX K-1 schweren Herzens Ende August wieder nach Hamburg zurückgeschickt und in den letzten Wochen eins, zwei, drei Beiträge hier auf dem Blog veröffentlicht habe, ist nun ein wenig Zeit vergangen und ich stelle mir heute die Frage: Was ist hängen geblieben? Wie sehr vermisse ich die K-1? Wird sie meine K-5 IIs beerben? Zeit also mit Abstand für ein kleines, persönliches Fazit.

K-1 und FA77 - wie füreinander geschaffen
Wenn ich an die K-1 denke, dann denke ich spontan an das FA 77mm Limited Objektiv, welches ich an meinen APS-C Gehäusen nie so richtig eingesetzt und somit zu schätzen gelernt habe, die Festbrennweite an der K-1 als kurzes Tele aber einfach nur fantastisch finde. Und ich denke an den professionellen Charakter, den die große Kamera ausstrahlt. Durch und durch Fotografen-Werkzeug. Haptik, Bedienung, Funktionalität - alles vom Feinsten und das Beste, was ich bisher bei PENTAX erlebt habe (ich lasse den kurzen Kontakt mit der 645Z außen vor). Was ich in den Wochen nicht so zu schätzen gelernt habe, ist das neue Funktionsrad plus eigenem Einstellrad. Für mich hätte es das nicht gebraucht, aber bei allem was ich so lese, liebt die Mehrheit der Nutzer die neuen Bedienelemente wohl. Natürlich gibt es auch kleine Unannehmlichkeiten an der Kamera wie die etwas zu lange Aufwachzeit oder der Umzug der Wiedergabe-Taste oder die unvermeidliche Gewichtszunahme. Diese Punkte sind aber für mich nicht entscheidend. OK, an Größe und Gewicht musste ich mich gewöhnen, hat aber nicht lange gedauert.

Trotz Größe und Anspruch ist die K-1 durchaus Schnappschuss-tauglich

Wenn ich heute zu meiner zierlichen K-5 IIs greife, dann vermisse ich tatsächlich am meisten die grandiose Mechanik des rückwärtigen Displays sowie den großen optischen Sucher. Derzeit habe ich zusätzlich die K-70 für ein paar Wochen zum Testen zur Verfügung, und der Unterschied im Handling ist schon eklatant. Nicht, dass die K-70 hier schlecht wäre, überhaupt nicht, immerhin auch mit einem seitlich ausklappbaren Display. Aber die K-1 spielt einfach in einer ganz anderen Liga. Alles andere wäre angesichts des Preises auch verwunderlich.

Einen Punkt, der mir in der Rückschau wichtig ist zu erwähnen, betrifft den Autofokus. Wenn man so manchen Kommentar im Netz liest, könnte man meinen, der Autofokus der K-1 könne nicht vernünftig scharfstellen. Und im kontinuierlichen AF erst gar nicht. Das ist völliger Quatsch. Sicher ist die automatische Fokus-Nachführung bei sich bewegenden Objekten keine Domäne von PENTAX, daher wird die K-1 auch nicht die erste Empfehlung für Action Fotografen an der Rennstrecke erhalten. Aber natürlich kann ein fähiger Fotograf auch bei schnellen Szenen mit dieser Kamera erfolgreich fotografieren. Ja, meinetwegen mit mehr Ausschuss, aber sicher auch mit vielen erfolgreichen Treffern. Andere Hersteller können das besser, schaffen auch mehr Bilder pro Sekunde, dafür kann die K-1 eben andere Dinge (besser). Die AF Fähigkeiten aber völlig in Abrede zu stellen, ist völlig daneben. Ich für meinen Teil bin mit dem Autofokus der Kamera zufrieden, benötige für meine Art der Fotografie nicht mehr. Obwohl ... mehr AF Punkte mit höherer Bild-Abdeckung wäre schön fürs Pflichtenheft einer nächsten PENTAX Systemkamera.

Vielleicht kann der AF-C nicht gut mit Fahrradfahrern, aber Möwen im Flug stellen kein Problem dar

Bisher habe in diesem Post noch gar nichts über die Bildqualität geschrieben. Und in der Tat scheint das für mich weniger entscheidend als vielleicht zu erwarten wäre. Eine KB-Kamera kauft man schließlich wegen der überlegenden, grandiosen Bildqualität, oder? Ich versuche das etwas nüchterner zu sehen (gelingt nicht immer). Natürlich bringt der große Sensor in der K-1 nochmals mehr Spielräume auf allen Ebenen: geringeres Rauschen bei hohen ISO Werten um zwei Blendenwerte, großzügigere Auswahl (Crop) des Bildausschnitts aufgrund der hohen 36 Megapixel Bildgröße, ein noch engeres Spiel mit der Schärfentiefe, mehr Kontrastumfang. Alles keine Frage, das ist so. Und dann noch das Plus beim Auflösungsvermögen durch Einsatz von Pixel Shift. Gerade erst hat DxOMark die K-1 als Vollformat-Wunder betitelt und in Reihe mit den Klassenbesten Nikon 810 und Sony Alpha 7R II aufs Treppchen gestellt - und damit vor allen vom Endpreis her vergleichbaren Modellen (und auch vor einer doppelt so teuren, neuen Canon EOS 5D IV).

Der große Kontrastumfang ist eine der vielen Stärken der K-1

Ich gebe zu, dass sind Streicheleinheiten für meine PENTAX Seele, aber rational gesehen dürfte das für mich gar nicht so entscheidend sein. Wenn ich im PENTAX System bleibe, ist die Bildqualität der K-1 natürlich im Vergleich zu den APS-C Modellen führend. Aber die Frage sei mir ehrlich gestellt: brauche ich das? Die Bildergebnisse aller anderen K-Modelle sind völlig ausreichend für meine üblichen Ausgabemedien, egal ob 4K Fernseher (den wir noch nicht haben) oder 60 x 80 cm Ausdruck. Aber es geht halt nicht um Ratio, gerade nicht beim Hobby. Es geht nicht um brauchen, es geht eben auch um können oder einfach nur wollen.

Blende ich den monetären Aspekt einfach mal aus, bleibt für mich eine Systemfrage. Auf der einen Seite die relativ handlichen APS-C Modelle (bei mir vertreten durch die K-5 IIs und K-01) mit kompakten DA Objektiven und sehr guter Bildqualität. Auf der anderen Seite das größere, schwerere Modell mit einem hervorragend gestaltetem Gehäuse und dem verloren geglaubten Feeling der KB Brennweiten. Die 31mm eines FA Limiteds sind wieder Weitwinkel, 43mm die Normalbrennweite, 77mm das leichte Porträt-Tele. Dazu eine Abbildungsleistung, die so herausragend ist, dass ich noch meine Anwendungsfälle dafür suchen muss - lasse ich mal Pixel-Peeping in der 100-Prozent-Ansicht in Lightroom außen vor.

Ich bin mir sicher: wenn heute meine K-5 IIs ihren Betrieb einstellen würde, dann wäre die K-1 meine nächste PENTAX DSLR, zumal genug Kleinbild-taugliche Objektive im Schrank bereitstehen. Und das trotz des Zugewinns an Größe und Gewicht, was ich persönlich immer kritisch sehe. Aber für klein und leicht habe ich auch mit Olympus meine Alternative außerhalb des PENTAX Systems gefunden.

Ansonsten lasse ich noch das Jahr verstreichen, aber nächstes Jahr werde ich endlich fällig für einen neuen PENTAX Body. Aus heutiger Sicht wird das die K-1. Die Wahl wird dann wieder schwieriger, wenn Ricoh einen K-3 Nachfolger mit APS-C Sensor Anfang des Jahres vorstellen wird, der bis auf den Kleinbild-Sensor all die anderen Annehmlichkeiten der K-1 nachrüstet (allen voran das Display), ohne aber nennenswert bei den Dimensionen zuzulegen. Aber selbst wenn die Kleinbild-Kamera ins Haus kommt, wird eine kleinere PENTAX DSLR als leichtes Backup bleiben. Meine K-5 IIs gebe ich somit nicht mehr her, aber die K-1 darf gerne demnächst die Hauptrolle in meiner Fotoausrüstung spielen.


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